Alleen Kulturgüter in der Landschaft
Erste befestigte Straßen dienten im Gegensatz zu den staubigen und unbefestigten Wegen des Altertums der kultischen Überhöhung. Sie führten zu Tempeln, waren gepflastert und seitlich bepflanzt. Bald dienten den weltlichen Führern auch so genannte Königsstraßen als Ausdruck ihrer Macht. In der Renaissance wurden Alleen als raumbildendes Gestaltungselement der Gartenkunst neu entdeckt. Doch erst im Barock wurden Alleen als Ordnungs- und Führungssystem bestimmend. Nun verbanden sie auch die außerhalb der Stadt liegenden Schlossanlagen mit der Stadt. Seither hat sich im deutschen Sprachgebrauch das Wort „Allee“ (vom französischen aller – gehen) für die Bezeichnung von parallel gepflanzten Baumreihen durchgesetzt.
Die Geschichte der Lindenallee Seestermühe
Zwischen 1700 und 1710 entstand der Barockgarten des Adligen Gutes Seestermühe. Hans Hinrich von Ahlefeld (1656–1720) war königlich-dänischer Diplomat und begleitete als Kammerherr den dänischen Kronprinzen auf Auslandsreisen. Dort lernte er die berühmten klassisch-französischen Gärten Versailles, Marly und auch Chantilly kennen. Auf ihn sind die Anlage des Barockgartens und der Ausbau des Gutshofes zurückzuführen. Der Garten galt bereits in seiner Entstehungszeit als eine der bedeutendsten Anlagen im Land. Er war der erste Gutsgarten Schleswig-Holsteins, der sich stilistisch an den Ideen des französischen Gartenarchitekten am Hof Ludwigs des XIV., André Le Nôtre (1613–1700), orientierte.
Gegenüber der Elbinsel Pagensand erstreckt sich die Gutsanlage in einer Deichbiegung (dem so genannten Ahlefeldtschen Deich). Die Hofanlage besteht aus zwei etwa quadratischen, hintereinander liegenden Inseln, die von einem unterschiedlich breiten Burggraben umgeben sind. Der frühere Lustgarten liegt westlich der Wirtschaftshofinsel. Hinter dem rund abschließenden Kanal erstreckt sich die Doppelallee aus Linden, die ein „Tapis vert“ rahmt. Rund einen halben Kilometer weiter westlich zielt sie auf das barocke Teehaus als „Point de vue“, das vermutlich der Hamburger Architekt Ernst Georg Sonnin (1713–1794) entwarf. Ausgedehnte Obst- und Küchengärten lagen südlich, östlich und auch westlich der beiden Inseln.
1751 erwarb die Familie Graf von Kielmansegg das Gut, das sie bis heute bewirtschaftet. Anders als viele andere Barockgärten wurde der Garten von Seestermühe im 19. Jahrhundert nicht landschaftlich überformt. Seine Grundstruktur mit der großen Doppelallee ist bis heute erhalten.
Weiterführende Literatur:
Buttlar, A. von & Meyer, M. (Hrsg.),1998: Historische Gärten in Schleswig-Holstein. 2. Auflage, Verlag Boyens & Co., Heide.